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31.7.2020 - Tag/Nacht 0, 1.8.Tag 1
Als zu kurz und mit zu durchwachsenem Wetter hat die Santanita-Crew den Sommerurlaub empfunden. Umso glücklicher ist die Gelegenheit, das direkt folgende Wochenende zu verlängern und bereits am Freitagnachmittag den Heimathafen wieder zu verlassen.
Nach kurzem Austausch mit Vereinskameraden werden die Leinen los gemacht - ohne festes Ziel, nur die Richtung ist klar: Entlang der Ostseeküste Richtung Norden soll es gehen.
Aus der Strander Bucht heraus muss ein Kreuzschlag gesegelt werden, gegen die sanfte Nordostbrise, bis die Segel bei Bülk leicht geöffnet werden können, um mit knapp halbem Wind die Eckernförder Buch zu überqueren. Unterwegs treffen wir Michael, der viele Stunden auf der Santanita mit uns verbracht hat und erfolgreich Regatten mit uns gesegelt ist. Er ist heute mit einem Nacra-Kat unterwegs, begleitet uns ein paar Meter und wir verabreden uns auf ein Erfrischungsgetränk nach unserer Rückkehr.
Als die Betonklötze von Damp sich klar erkennbar geben, entscheiden wir, dort heute nicht hin zu segeln. Wir sind oft dort und haben jetzt mehr Zeit, um ein ferneres Ziel erreichen zu können. Um die Entscheidung zu untermauern, holen wir die Schoten etwas dicht und lassen das Sperrgebiet Schönhagen zwischen uns und der Küste liegen. Dadurch schieben wir unsere Zielplanung etwas auf, eventuell könnte es Schleimünde werden.
Die Reise verläuft zügiger als erwartet. Die Bordfrau steuert und der Skipper engagiert sich beim Segeltrimm. An der Nordosttonne des Sperrgebietes beschließen wir, das gute Vorankommen einfach solange zu nutzen, bis wir müde sind oder keine Lust mehr haben, um dann vor Anker die Nacht zu verbringen. Der schwache Wind hat zwischenzeitlich etwas rechts gedreht auf Ost und mit Kurs auf Falshöft setzen wir den Spinacker. Während der Anbringung des Spi-Geschirrs bekommen wir in kurzer Distanz einmal mehr Besuch von zwei Schweinswalen. Das ist jedes Mal ein schönes Erlebnis und der Skipper beschließt, die Sichtungen der bisherigen Saison zu melden (https://www.deutsches-meeresmuseum.de/wissenschaft/sichtungen/sichtung-melden/).
Die bunte Blase beschleunigt uns wieder und lässt Gedanken an dänische Ziele zu. Während wir im Geiste bereits die Gastlandsfahne setzen, nimmt der Wind jedoch soweit ab, dass wir keinen Knoten Fahrt mehr machen. Wir nehmen die Tücher runter und fahren mit Maschinenkraft einige hundert Meter auf die Küste zu, wo wir auf rund fünf Metern Wassertiefe unseren Anker legen. Während der letzten Stunde durften wir einen schönen Sonnenuntergang beobachten und der verbleibende rote Himmel verdunkelt sich langsam.
Bereits beim Ankermanöver wird deutlich, dass die Stelle relativ ungeeignet ist. Der Anker gräbt sich nicht ein. Als wir das Schiff von den vielen Leinen der Spi-Segelei aufgeklart und ein bisschen Nahrung zu uns genommen haben, beginnt der Wind wieder etwas aufzuleben, diesmal mit Südeinfluss. Nun könnten wir weiter, aber es ist nach 23 Uhr, wir sind müde und die Koje ist vorbereitet. Wir programmieren zwei Ankeralarme und schlüpfen im Vorschiff unter die Decke, von wo aus wir durchs Vorluk einen tollen Blick in den Sternenhimmel haben.
Bald beginnt die Santanita jedoch, sich in den langsam aufbauenden Wellen unruhig zu bewegen. Geschützt ist der Liegeplatz in keiner Weise. Der Rigger, der im Vorjahr den Mast gebaut hat, hat offensichtlich vergessen, das Leerrohr für Kabel im Mast zu befestigen, so dass wir mit jedem Eintauchen in eine Welle mit einem Geklingel aus dem Aluminium beschallt werden. Der Skipper nimmt sich vor, endoskopisch zu prüfen, ob überhaupt ein Rohr verbaut wurde, das er teuer bezahlt hat. Die Erfahrungen mit dem Unternehmen aus Neustadt in Holstein waren ohnehin eher unangenehm. Trotz der Unruhe im Schiff schlafen wir ein.
Gegen drei Uhr überwiegt Wind und Welle, das Geklöter aus dem Mast und die Ungewissheit, ob der Anker hält. Natürlich sind wir nicht ausgeschlafen, brechen dennoch das Nachtlager ab und gehen nach kurzer Vorbereitung ankerauf. Sofort macht die Santanita - nur mit Großsegel - wieder flotte Fahrt. Die Navigation in der Nacht, die Orientierung anhand der Leuchtfeuer macht Spaß, ist aber keine ernste Herausforderung. So passieren wir Falshöft und die Landspitze der Geltinger Birk, als die Sonne langsam auftaucht. Kurz hinter dem Leuchtturm Kalkgrund setzen wir bereits wieder unsere dunkel verglasten Brillen auf. Der Wind hat inzwischen tüchtig zugenommen und es hat sich eine Welle aufgebaut, die uns von schräg hinten in einen unangenehmen Schlingerkurs bringt. Wir sind aber so schnell, dass diese Situation nur kurz anhält, bis wir von der Spitze der Halbinsel Kegnæs Abdeckung erhalten. Klar ist nun: Es geht nach Hørup.
Nachdem wir dort gegen halb sieben zwei Plätze neben dem Liegeplatz von vor zehn Tagen festgemacht haben, dreht der Wind ordentlich auf und wir freuen uns, alles richtig gemacht zu haben. Es pfeift im Hafen und wir würden jetzt nicht mehr auf See sein wollen. Anstelle dessen gehen wir zum örtlichen Höker, kaufen dänische Brötchen und Utensil für das darauf folgende Frühstück in der Morgensonne.
Die zweiteilige Anreise mit der kurzen Nachtruhe fordert nun ihren Tribut und wir nicken im Cockpit ein knappes Stündchen weg, bis unser Nachbar ablegt. Kochen oder Grillen wollen wir heute nicht - wir sind faul, und wir dürfen es sein! Also frequentieren wir einen Pommes-und-Pizza-Kiosk nahe des Hafens. Gar nicht schlecht, wie dort die byzantinische Pita interpretiert wird! Und die dänischen Pommes sind unübertroffen. Propper schlendern wir zurück und treffen just die Vereinskameraden, die uns am Vorabend auf dem heimschen Steg verabschiedet haben. Diese haben sich in rekordverdächtiger Zeit von dem straffen Südost hierher schieben lassen. Wir verbringen den Abend mit den beiden bei Rotwein und schönen Gesprächen im Cockpit der Santanita. Es ist der erste laue Sommerabend in dieser Saison, den wir uns lange gewünscht haben. Ergänzungsurlaub ist eine gute Sache - es soll nicht der letzte sein!

 2.8.2020 - Tag 2
Wir bleiben in Hørup. Ein sommerlicher Tag, allerdings mit viel Wind. Wir genießen die Zeit und die Hafenatmosphäre und relaxen. Herrlich.
Der dritte Hafenmeister, dem wir hier begegnen, sieht etwas wie Sting aus, spricht richtig gut deutsch und befeuert in bewährter Weise abends die Grills an. Ein super Service, an den wir uns leicht gewöhnen können.

3.8.2020 - Tag 3
Heute geht es wieder in Richtung Heimat, unser Ergänzungsurlaub hat eben leider nur vier Tage. Wir könnten länger....
Auf See verläuft alles problemlos. Die Bedingungen gestalten die Segelei abwechslungsreich. Wind aus fast allen möglichen Richtungen, von totaler Flaute bis zu leicht rauschender Fahrt ist alles dabei. Wir beobachten erhebliche Marinebewegungen auf der freien See. Schön ist das nicht - Kriegsspielerei.
Kurz hinter der Einfahrt zum Port Olpenitz treffen wir wieder auf zwei Schweinswale. Das entschädigt. Kurz darauf ist der Wind ganz weg und wir motoren die letzten Meilen nach Damp. Während der Maschinenfahrt bereiten wir die Santanita schon vor für den Hafen, ziehen die Persenninge auf und machen Klarschiff. Das gibt uns direkt nach dem Anlegen die Möglichkeit, in die Badeklamotten zu schlüpfen und endlich ein Ostseebad zu nehmen. Es fordert ein bisschen Überwindung, aber als wir erstmal drin sind, fühlt es sich gut an. Vor allem hinterher sind wir total aktiviert.
Die Pizzeria in Damp ist wirklich gut. Zum wiederholten Mal sichern wir diese Erkenntnis ab. Neu ist, dass auch der Kellner total freundlich ist und auf ein Späßchen einsteigt.
Als es dämmert beginnt an der Hafenbar Barni Söhnel mit seiner Gitarre zu unterhalten - ein gut bekannter Kieler Musiker, der versiert musiziert und klasse Songs ausgewählt hat. Das Publikum nimmt es dankbar an. Wir haben schon einige Darbietungen auf der kleinen Bühne geboten bekommen. Da war viel Erschreckendes dabei, falsche Töne und verstimmte Gitarren. An diesem Abend ist die Performance rund und die Bordfrau gewinnt auch noch eine CD von Barni, nachdem sie einen Song der Dire Straits an den ersten Tönen erkennt. Dabei hat der Skipper nur ganz leicht zugeflüstert....

4.8.2020 - Tag 4
Am letzten Ergänzungsurlaubstag frühstücken wir die leckeren Brötchen vom Damper Bäcker mit dänischen Zutaten. Währenddessen planen wir die Heimfahrt - und den Ergänzungsurlaub Nr. 2. Es sieht aus, als sollte der Sommer noch kommen!